[Rezension] "Rot wie das Meer"

Originaltitel: -

Erschienen:  9. November 2o12

Verlag: script5
Einband: Hardcover mit Schutzumschlag
Broschiert: 4oo Seiten  
ISBN: 978-3839001479

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Homepage der Autorin Maggie Stiefvater

Leseprobe
"Heute ist der erste November und das bedeutet, heute wird jemand sterben. Selbst im hellen Sonnenschein schillert die eisige Herbstsee in allen Farben der Nacht: dunkelblau, schwarz und braun. Ich betrachte die sich stetig verändernden Muster im Sand, zerpflügt von unzähligen Hufen. Unten am Strand, einbem bleichen Streifen zwischen schwarzem Wasser und Kalkfelsen, wärmen sie die Pferde auf."


Inhalt
Jedes Jahr im November wird die Insel Thisby von Capaill Uisce heimgesucht, Meereswesen, die in Gestalt wunderschöner Pferde Tod und Verderben bringen. Schnell wie der Seewind und tückisch wie das Meer, ziehen sie die Menschen in ihren Bann. Wie viele junge Männer der Insel fiebert auch Sean Kendrick dem Skorpio-Rennen entgegen, bei dem sie auf Capaill Uisce gegeneinander antreten. Nicht wenige bezahlen dafür mit ihrem Leben. Das diesjährige Rennen aber wird sein wie keines zuvor: Als erste Frau wagt Puck Connolly, sich einen Platz in dieser Männerwelt zu erkämpfen. Sie gewinnt den Respekt von Sean Kendrick, der ihr anfangs widerwillig, dann selbstlos hilft. Schließlich fällt der Startschuss und auch diesmal erreichen viele Reiter nicht das Ziel. Ihr Blut und das ihrer Capaill Uisce färben die Wellen des Meeres rot.

Unterhaltungsgrad
Allein die Inhaltsangabe hat mich schon sehr mitgerissen, daher schnell mal nach dem Mythos "Capaill Uisce" [gesprochen: KAPpl ISCHke] gegoogelt und schon war ich in einer neuen Welt gefangen. Am Anfang war es doch recht verwirrend die echten Pferde von den Wasserpferde zu unterscheiden, vor allem konnte ich mir die Capaill Uisce etwas schwer vorstellen - meine Pferdebild ist doch von meiner jahrelangen Reitererfahrung geprägt. Doch durch Maggie Stiefvater's detailreichen Beschreibungen von der Insel Thisby und ihre Einwohner wird das Kopfkino mehr als genug angekurbelt.

So als Pferdenärrin konnte ich mich mit den zwei Hauptfiguren Sean Kendrick und Kate "Puck" Connolly und ihre Verbundenheit zu den Pferden wirklich gut identifizieren. Beide Figuren erreichen durch Stiefvater's fabelhaften autorischen Fähigkeiten eine Tiefgründigkeit, die mehr als faszinierend ist. Man wird einfach durch den Strudel der Ereignisse in den Roman hineingesaugt.

Außerdem ist "Rot wie das Meer" ein einzigartiges "Wunderbare-Zitaten-Finde"-Buch. Ich habe mir soviele Passagen wie in keinem anderen meiner Bücher markiert.

** Es hat eine Zeit gegeben, in der dieser Augenblick - das letzte Abendlicht am Tag vor dem Rennen - für mich das glücklichste des ganzen Jahres war. Die Vorfreude auf das bevorstehende Rennen. Doch das war zu einer Zeit, als ich nichts zu verlieren hatte im Leben. **

Maggie Stiefvater mixt witzige Dialoge mit melancholischen Szenenbildern und dazu eine Prise schottische Mythologie. Ein waghalsiges Experiment, das ihr aber phänomenal geglückt ist.

Nervenkitzel
Durch den Mythos, der eigentlich dem Normalsterblichen nicht wirklich bekannt wird, kommt schon eine gewisse Würze in das Buch. Man entdeckt etwas neues und so sind alles Sinne auf die Handlung gerichtet. Auch die Tiefgründigkeit des Buches bringt einen großen Anteil an Spannung mit, denn so wird man in das Buch direkt hineingezogen - einfach super!

Durch die verschiedenen perspektivischen Erzählsituationen - Sicht "Sean", Sicht "Puck" - werden nochmal tiefere Einblicke in die jeweilige Person und ihre Situation gegeben. So kann man sich als Leser auch noch besser in die jeweilige Situation hineinversetzen.

Ebenfalls hat der Roman einen klaren strukturierten "Roten Faden", der auf einen Höhepunkt zusteuert. Maggie Stiefvater hat immer wieder Höhen und Tiefen miteingeflochten, die der Handlung noch den gewissen Schwung verleihen und so fliegen die Seiten regelrecht dahin.


Abschlussworte
"Rot wie das Meer" wird - meiner Meinung nach - einschlagen, wie eine Bombe. Maggie Stiefvater hat (wieder einmal) den richtigen Mix für einen Roman gefunden, der definitiv länger im Kopf bleibt als andere. Ich bin überglücklich diesen Roman als Vorableseexemplar lesen und in die Wasserpferdewelt abtauchen zu dürfen.

Ich bedanke mich an dieser Stelle für dieses Rezensionexemplar ganz herzlich bei: